Hallo, guten Tag!
kontrolliert 22.04.2014
(M)EIN STATEMENT ZUM RELIGIONSTHEMA
Warum macht man sich die Arbeit, solch eine Homepage einzurichten, obwohl es religiös ausgelegte Homepages gibt?
Psalm 26,8 sagt:
Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnet.
Der Psalm hat mir (wie auch Psalm 23 und einige andere) immer gut gefallen. Religiöses Denken und religiöses Empfinden hat m. E. nichts mit weltfremdem Frömmeln zu tun. Als Kind habe ich ohne von Erwachsenen dazu aufgefordert geschweige denn gedrängt worden zu sein, aus reiner Begeisterung für das Leseabenteuer das Alte Testament mindestens dreimal und das Neue Testament mindestens dreimal gelesen; und zwar aus reiner Freude an dem schönen Lesestoff und den verborgenen Denkanstössen, die in den Kapiteln stecken. Später, als ich begann, mich für die wissenschaftliche Seite der Religionswissenschaften zu interessieren, entdeckte ich für mich:
Die Religionswissenschaften sind das wahrhaft Tollste überhaupt. Da spannt sich zwischen scheinbar alten und neuen Zeiten (siehe meine Aufsätze über die Zeit) ein Bogen, den zu entdecken sich absolut lohnt.
Immer wieder, wenn ich mich im kleinen Kreis, in Diskussionsrunden oder auf Seminaren etc. als religiös empfindender Mensch oute, höre ich unter anderem: "Religion vertröstet aufs Jenseits. Die Kirche hat immer auf Seiten der Herrschenden gestanden, sie ist wissenschaftsfeindlich, siehe Galilei, siehe Darwin ..."
Das ist alles sicher nicht ganz unbegründet, aber eben auch nicht ganz richtig. Ratzinger sagte im TV im Januar 2003: "Die Kirche ist kein Klub der Reinen ... " Ich habe inzwischen PDF-Dateien von dreien seiner Bücher (Pardon!) und das hervorragende Jesus-Buch das er als Benedikt XVI schrieb.
Mich hat der Anbeginn unserer Kultur und Religionskultur immer interessiert. Heute ist Kultur in jeder Form aber für manchen Schnee von gestern. Häufig geht es auch mit der Besserwisserei los: Das Papstamt sei überholt ..., sie, die Kirche, die Religion sei unwissenschaftlich, sie die Kirche, die Religion sei zu rational, zu trocken und zu langweilig, zu wenig religiös. Die Kirchen müssen kundenfreundlich (dolles Wort in dem Zusammenhang!) reagieren, wird nun empfohlen. Wenn das bisherige Produkt nicht mehr absetzbar ist, müssen sie eben neue Produkte anbieten. Der Esoterikmarkt beweist doch, dass Religion wieder gefragt ist, also einkaufen, umsetzen!
Richtig scheint zu sein: Die Kirchen verlieren an öffentlichem Ansehen und an Orientierungskraft. (Wo bleiben die starken Prediger?) Der sonntägliche Gottesdienst ist nur noch für wenige in den wöchentlichen Ablauf fest integriert.
Dieser Prozess der Entkirchlichung muss den Kirchen angelastet werden, aber nicht nur. Er hat auch zu tun mit einem Anti-Institutionalismus, der auf das starke Erlebnis, den Kick und das Spontane aus ist und Wiederholung ablehnt: Es muss immer etwas Neues her. Und ich kann auch ohne Kirche Christ sein oder multikulturell religiös. Ich mache mir meine Religion selbst.
Die Zeit unterstützt die Leseschwäche der Menschen und liefert Bastelbögen für die (m. E. unsinnigsten) Patchwork-Religionen.
Aber die nicht institutionalisierte Religiosität ist erstens nicht stabil, und sie steht zweitens in der Gefahr, die Gesellschaft zu entkultivieren.
Es gibt nämlich nicht nur nette Religionen, wie wir u. a. an den Ausführungen von Frau Fallaci sehen, die im September 2006 verstarb.
Klick: Link zu einem Spiegel-online-Artikel
Religio heißt auf Deutsch soviel wie Respekt oder Anerkennung oder Rueckbindung.
Religiös ist derjenige, dem etwas heilig ist.
Allerdings: Auch damit kann man es übertreiben.
Deshalb heißt religiosus in der Übersetzung auch:
der Abergläubige, der Abergläubische.
Andererseits: Man kann aber auch so leben, daß einem nichts heilig ist; alles ist nur Mittel für beliebige Zwecke.
Wem wirklich nichts heilig ist, der schreckt vor nichts zurück, vor dem muss man sich hüten.
Diese Einstellung gibt es, aber doch nicht allzu oft.
Dagegen gibt es massenhaft die zur Schau gestellte Haltung, als ob einem nichts heilig sei. Das ist der Zynismus. Und offenbar denken manche: Die Aufklarung ist vollendet, wenn wir alle Zyniker sind, die über alles spotten können.
Es gibt den Autoaufkleber ,,Eure Armut kotzt mich an", soll heißen: selbst schuld oder Pech gehabt. Der barmherzige Samariter war schön blöd, sein Geld zu verplempem. ,,Vergelt`s Gott!" ist dann eine leere Floskel. ,,Der Ehrliche ist der Dumme" wird dann ein Argument gegen Ehrlichkeit, die Hauptsache ist der Effekt.
Auch würde ein weltanschaulich neutraler Staat sinnlos werden.
Es gibt einen FDP-Politiker und eine SPD-Politikerin, die vor einiger Zeit angeregt haben, den Gottes-Begriff aus der Verfassung zu nehmen.
Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen, weil ich mich an anderer Stelle dazu geäussert habe.
Die deutsche Geschichte kennt zwei Formen von deutschen Diktaturen. Beide wollten das Christentum durch eine neue, staatlich durchgesetzte Einheits-Weltanschauung ersetzen, ein Werte-Esperanto aus der Retorte. An erster Stelle stand beide Male ,,Ergebenheit", mal gegenüber dem Führer, mal gegenüber der Partei.
,,Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er nicht selbst garantieren kann
hat der Staatsrechtler und frühere Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Beckenförde immer wieder gesagt.
Wenn wir unsere Religionskultur verkommen lassen, haben wir unsere Sache auf Sand gebaut. Davor bewahre uns Gott. Es wird nicht dazu kommen, weil die Kinder und viele wacher werdende Erwachsene viele Fragen stellen. Die müssen wir aber dann wenigstens ernst nehmen, auch wenn sie uns in Verlegenheit bringen.
Zitat Ende
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