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Der Krieg und die Bibel

Fragen in diesen Zeiten …

 

Es treten jetzt Fragen auf wie diese:

Gibt es einen gottgewollten Krieg, wie US-Pr�sident George W. Bush es mit seinen Bibel-Zitaten suggeriert? Oder taugt die Bibel grunds�tzlich nicht zur Rechtfertigung von Gewalt?


Ist Gott nun f�r den Krieg gegen den Irak oder dagegen? Bundespr�sident Johannes Rau hat die religi�s aufgemotzte Rhetorik von US-Pr�sident Bush scharf kritisiert und erwidert, dass es keine g�ttlichen Hinweise f�r ein Volk gebe, ein anderes zu befreien - nirgends in der Bibel werde zu Kreuzz�gen aufgerufen.

 

Das wiederum hat den Theologen Gerd L�demann auf den Plan gerufen (bekannt geworden, weil er die leibliche Auferstehung Jesu geleugnet hat). Er wirft Rau vor, der (Rau) kenne die Bibel nicht, das Alte Testament enthalte so viele Aufforderungen zum Krieg, dass es "abgerüstet" werden müsse. Kritik am Krieg solle folglich "besser nicht von der Bibel her erfolgen". Klappe zu, Bibel tot - schweigt die Heilige Schrift, schweigt Gott zum Krieg?

Nun ja, Gott hat noch nie Bulletins veröffentlicht.  Lüdemanns Einwand  scheint mir trotzdem falsch. Taktisch greift er auf eine beliebte Methode exegetischer Zänkereien zurück: Man haut sich Bibel-Stellen um die Ohren - so können sich dann Kriegsleute ihre Kriegsstellen heraussuchen und Friedensleute ihre Friedensstellen.

 

Die Bibel soll so zum Steinbruch für Wurfmunition degradiert werden, welch ein Unsinn!

Es ist nun mal so: Wer in der Heiligen Schrift nach dem Willen Gottes recherchiert, wird selten fündig, wenn er klare Tipps fürs kleine Tagesgesch�ft sucht. Aber: Es gibt einen Kompass f�r die richtigen Ziele. Die Bibel atmet den Geist des Friedens. Interessenausgleich und Deeskalation sind zuträglicher für die Menschen als Gier, Herrschsucht und Gewalt … soweit also die generelle Richtschnur einer biblisch verantworteten politischen Ethik.

Dass Krieg "nach Gottes Willen nicht sein soll", wie es beide Kirchen in Deutschland (2003-04-04) formulieren, ist als Grundsatz-Motto zu sehen, keineswegs als Handlungsanweisung für alle Fälle. Krieg - auch das betonen die Kirchen - kann Ultima ratio sein. Gott "will", so gesehen, eben auch nicht den Frieden, den Diktatoren vom Schlage Saddams/Stalin meinen.

 

Deren Herrschaft war mit Hunderttausenden von Toten um vieles furchtbarer als mancher kurze Krieg. "Will" Gott also unter Umständen doch den Krieg?

Krieg ist nie Ausdruck göttlichen Willens, sondern Frucht und Fluch menschlicher Freiheit.

Die Vertreibung aus dem Paradies ist dafür ein Schicksalsbild: Der Mensch tritt heraus aus der Obhut Gottes und bleibt sich selbst überlassen. Und schon erschlug Kain den Bruder. Selbst das relativ Gute ist fortan oft mit dem relativ Schlechten vermischt - die Spuren des Segens sind teuer erkauft.

Biblisch war das immer wieder Anlass zur Klage, auch zur Anklage gegen Gott: Wie kann er all das Leid zulassen? Wie in Psalm 10: "Herr, warum stehst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not?"

In der Tagespolitik wechselt man die Ebene der Argumentation. Ist das Ziel formuliert, die Klage gesprochen, die Hoffnung bekräftigt, so gelten f�r den weiteren Weg die Spielregeln weltlicher Klugheit. Man lese die Erklärung der katholischen Bischöfe zum Irak-Krieg: Die Bischöfe verbieten nicht schlechthin den Krieg. Sie liefern ein völkerrechtliches Kurz-Gutachten und eine kühle Gefahrenanalyse. Kein Manko an Frömmigkeit. Es ging darum, das religiös beglaubigte Ziel (den Frieden zu fördern) klug umzusetzen. Und der Irak-Krieg ist nach Überzeugung beider Kirchen nicht klug.

Alarmstimmung herrscht bei Bushs religiös gefärbter säbelrasselnder fundamentalsistisch geprägter Sprache vor allem deshalb, weil er beide Ebenen ständig zu vermischen scheint.

 

Religiös motivierte Kriege waren immer besonders blutig und schwer zu beenden. Ziele aus christlichen Überzeugungen zu formulieren ist das eine. Politisches Handeln ist das andere - und hoffentlich Sache kluger Erwägung.

Theologisch ändert sich an der Einschätzung des Krieges auch dann nichts, wenn ein Krieg - und sei es mit unbestritten guten Zielen - rasch zu Ende geht.

 

Krieg ist immer und überall Zeit der Trauer. Gott erscheint biblisch nicht als Triumphator der Macht, sondern als Leidender, als rätselhaft Verborgener, der die Menschen sich selbst überlässt - ihrem Gewissen und ihrer Fähigkeit zur Demut.

 

Was Coelho Mr. Bush zu sagen hat, steht hier!


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