Europa der Christen

 

Ein Europa der Christen

 

Wir Rheinländer haben für das Substantiv ,,Verdrossenheit? ein Tätigkeitswort, das wir schon benutzten, ehe die Jugend mit ihrem ,,Null Bock" den gleichen Sachverhalt beschrieb. Wir sagen schlicht: ,,Ich bin et leid!"

 

Was wir leid sind, das schieben wir resigniert beiseite; sei es, dass uns die Lust an einer Beschäftigung vergangen oder die Sinnlosigkeit eines Unternehmens aufgegangen ist.

 

Somit ist dieses ,,leid sein" gleichbedeutend mit Abwendung und deshalb etwas anderes als ,,leiden".

 

Leiden bedeutet ja, etwas tragen und ertragen.

 

Was die Politik betrifft, so haben wir derzeit gewiss einigen Grund zu leiden an mancherlei negativen Erscheinungen in unseren Parteien und an deren offenkundiger Unfähigkeit, gewisse Probleme zu lösen und glaubhafte Perspektiven aufzuweisen. Solches Leiden ist ein Zeichen dafür, dass es noch eine Schmerzempfindlichkeit gibt und ein Wissen um die Gesundheit eines Staatswesens.

 

Wo wir aber eine Mitwirkung an der Gestaltung menschlichen Zusammenlebens, das also, was wir Politik nennen, ,,leid" sind, wo Resignation sich ausbreitet, Unlust die Menschen befüllt und die Versuchung aufkommt, sich von der Politik abzuwenden und in die Bequemlichkeit bloßen Genießens der ,,angenehmen" Dinge dieser Welt zu fliehen,  dort ist unsere Demokratie in Gefahr.

 

Neuanfang gewagt

 

Politisch engagierte Männer und Frauen haben nach dem Zusammenbruch des ,,Dritten Reiches" den Neuanfang gewagt und einen Staat aufgebaut, der sich durch seinen Friedenswillen und seine wirtschaftliche Kraft in der ganzen Welt neues hohes Ansehen verschafft hat.

 

Ein solcher Staat ist niemals etwas Fertiges. Er kann und wird nur weiter bestehen, wenn seine Bürger sich nicht von ihm abwenden, immer mehr ins Private flüchten und die politische Entwicklung ,,denen da oben" überlassen.

 

Politik-Verdrossenheit ist ein Gift, das die Wurzeln des demokratischen Staatswesens angreift, ja zu zerstören droht. Als Christen können wir uns Politik-Verdrossenheit nicht leisten, wollen wir unseren Auftrag zur Gestaltung der Welt im Geiste des Evangeliums nicht verraten.

 

Aus der Geschichte wissen wir, dass dort, wo Gott aus der Öffentlichkeit verdrängt wird, andere Kräfte sich Geltung verschaffen, die das Leben keineswegs menschlicher machen. Wir haben einen Betrag zu leisten dafür, dass die Suche der Menschen nach Orientierung nicht im Nichts endet

 

Wenn ich mich in meinen Bücherregalen umsehe, so finde ich eine bemerkenswerte Anzahl von Büchern, die in den vergangenen Jahren zum Thema ,,Kirche" erschienen sind. Der Verdacht liegt nahe, dass auch die Kirchen zuviel mit der Klärung ihrer Strukturfragen beschäftigt sind und zuwenig umgetrieben werden von der Frage, was die Menschen brauchen und deshalb erwarten.

Auf diesem Feld haben sie nicht viel gelernt in den zurückliegenden 25 Jahren.

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Alles falsch gemacht?

 

Wenn ein Theologe (Lünemann?) in einer Fernsehdiskussion auf die Frage, was denn die Kirche in den 2000 Jahren ihrer Geschichte konkret falsch gemacht habe, die Antwort gibt: ,,Eigentlich alles ...",   dann disqualifiziert er sich m. E. selbst und ich stelle diese Sendung einfach ab. Denn nun kommt ja nur noch er, und er ist der einzige, der weiß, wo es langgeht.

 

Arroganz war noch nie ein guter Berater für christliches Handeln und den Willen zur Weltgestaltung. Da sind mir jene sympathischer, die eingestehen, dass sie eben keine Patentrezepte haben, aber gemeinsam mit anderen Christen um die Beantwortung der Herausforderungen unserer Zeit ringen möchten.

 

Vielleicht wäre es eine Aufgabe für unsere Gemeinden, mit ihren Politikern in ein Gespräch zu treten, um ihren Betrag zu leisten für ein Europa, das nur christlich beeinflusst werden kann, wenn ungezählte Christen sich darum bemühen.


 

 


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