Kein Platz für einen Schöpfer?

Wenn es den Kosmologen eines Tages gelingen sollte, die Erschaffung der Welt aus dem Nichts mit einer ,,Welt"-Formel" zu beschreiben, bliebe dann noch Raum für einen Schöpfer? Der britische Urknall-Experte John Barrow antwortet darauf, auch eine Schöpfung aus dem Nichts setze ,,sehr viel mehr voraus als das, was man gewöhnlich unter nichts versteht". Neben den Gesetzen der Quantenmechanik benötige man zumindest die abstrakte Welt der Mathematik und der Logik. Auch Gerhard Börner sieht in ,,dem Wunder, dass unsere mathematischen Vorstellungen ~ phantastisch auf die Wirklichkeit passen", Spielraum für religiöse Erklärungen.

Ohnehin hüten sich die meisten modernen Theologen davor, Gott auf die Rolle. des ,,Großen Initiators des Urknalls" zu beschränken. ,,Die Vorstellung von Gott als einer physikalisch wirkenden Ursache verendlicht sein Schöpferwirken und macht es zu einem dinghaften Ereignis unter anderen", stellt zum Beispiel der katholische Theologe Hans-Dieter Mutschler klar.

,,Der physikalisch begriffene Kosmos stellt für das Leben nur die notwendigen Bedingungen bereit", ergänzt er und betont: ,,Dass es im Kosmos Leben und Intelligenz gibt, wird durch die physikalischen Gesetze nicht erzwungen."

Und der Methodist David Wilkinson, der vor seiner theologischen Ausbildung als Astrophysiker an der Universit�t Durham tätig war, erläutert die Sch�pfung sei auch ein ,,Akt ständigen Erhaltens des Geschaffenen".

Die Kirche, so scheint es, hat ihren Frieden mit den Naturwissenschaften gemacht.

Der Vatikan betreibt sogar eine eigene Sternwarte, die sich professionell an der Erforschung der letzten Geheimnisse des Kosmos beteiligt.

Zwar erinnert sich Stephen Hawking in seinem Buch an eine Äußerung des Papstes während einer Fachtagung über Kosmologie im Vatikan im Jahre 1981: ,,Er sagte uns,wir sollten den Urknall selbst nie untersuchen, denn das sei der Moment der Schöpfung und deshalb das Werk Gottes."

Doch in der veröffentlichten Version der Papst-Rede fehlt dieser Satz -

dort erklärt der Papst lediglich, die Frage nach der Existenz des Universums erfordere ,,eine metaphysische Antwort".