Gottes Güte

 

DIE GÜTE GOTTES

Der Christ hat als Folge seines Glau­bens viele Aufgaben zu erledigen. Um seines Glaubens willen hat er auch immer etwas zu tun für sein Gottesbild -  damit der Glaube lebendig und leb­bar bleibt.

Bestimmend für das Gottesbild war sicher, was der Kirchenvater Augustin (354�430 n.Chr.) vorgetra­gen hat: Die Menschheit ist eine Masse, die reif für das Verderben ist. Mit der von Augustin unter dem Druck der damaligen Bischöfe (Machtpoliker der damaligen Zeit) erfundenen These der Erbsünde hat er dieses Urteil leider für die ganze Menschheit begründet.

Es ist eine begriffliche Konstruktion Augustins.

Die Barm­herzigkeit Gottes besteht darin, dass er aus dieser verlorenen Menschen­masse beliebig wenige zum Heil be­stimmt. In diesem Sinne beantwor­tete Augustin (wie gesagt: unter Druck ... ) eine Anfrage des Mai­länder Bischofs Simplician im Jahre 397 und setzte sich damit leider auch von eigenen früheren schriftlich niedergelegten Vorstellungen ab.

Die Wirkungsgeschichte dieser neuen Vorstellung war weitrei­chend. Schuldbewusstsein breitete sich aus und wirkte lähmend auf die Menschen. Krankheit, Sterben und Bildung wurden von daher be­stimmt. Lebensfreude war so nicht zu erlangen. Dieses Gottesbild konnte leider nur Schrecken und auch Missverständnisse  verbreiten.

Machen wir einen Sprung ins Mittelalter zu dem viel kritisierten Peter Abaelard (1079-1142). Sein brutaler Gegner war Bernhard von Clairvaux. Abaelards Gottesbegriff wurde auf zwei Synoden abgelehnt.

Der Gott der Furcht und des Zit­terns war kirchlich praktikabler.

Verdeutlichen kann man sich diese These am wichtigen Buch des fran­zösischen Historikers Jacques Le Goff: Die Geburt des Fegefeuers.

Abaelard schreibt: ,,In diesen drei, nämlich der Macht, Weisheit und Güte, besteht der Inbegriff des vollendet Guten. Denn für gering ist einzuschätzen eines von ihnen ohne die beiden anderen. Wer nämlich mächtig ist, aber das, was er vermag, nicht vernunftgemäss durchzuführen weiß, dessen Macht ist todbringend und ruinös.

Wenn er nun weise und unterscheidend im Handeln ist, aber nur Geringstes vermag, entbehrt er der Effizienz.

Ist er schließlich mächtig und weise, aber in keiner Weise gütig, wird er desto geneigter zu schaden, je sicherer und sorgloser er aufgrund seiner Macht und Scharfsicht ist bei der Bewirkung dessen, was er will. Er erweckt bei den anderen keine Hoffnung auf Wohltaten, wer nicht durch den Af­fekt der Güte bewegt wird.

In wem nun diese drei zusammenkommen dergestalt, dass er durchführen kann, was er wollte, und gut will, insofern er gütig ist und nicht aus Torheit das Maß der Vernunft überschreitet: von ihm gilt wahrlich, dass er gut und in allem vollendet ist.

Diese voll­endete Güte ist Gott.

Dieser Gott ist nicht der unbere­chenbare Feudalherr. Sein Handeln ist am Maßstab der Güte orientiert. Hier wird die Güte aufgewertet zu­ungunsten der Weisheit und der Macht.

Damit wird Augustins inhu­manes Gottesverständnis überwun­den. Die Heilsinstanz der Kirche be­kommt ein anderes Gesicht, wenn Abaelards Sicht in kirchliche Wirk­lichkeit umgesetzt wird.

Wenn die Deutung Abaelards sich hätte durchsetzen können, wären den Menschen möglicherweise Glaubenskriege und Glaubensspaltung erspart geblieben.

Wie wäre die Evangelische Kirche heute, wenn Luther nicht Augusti­nermönch geworden und bei seiner Suche nach dem gnädigen Gott auf Abaelard gestossen und mit seiner Hilfe einen Weg aus seiner Glau­benskrise gegangen wäre?

Zu Abaelard ist noch zu sagen, dass es schade ist, dass er oft nur un­ter dem Aspekt seines Verhältnisses zu Heloise gesehen wird. Das ver­kürzt seine Bedeutung erheblich und auch die Wirkung, die er ver­dient hat.

1998 erhielt ich eine dpa-Nachricht über Internet (AOL) darüber, dass der Vatikan dem Lutherbund gegenüber eingeräumt hat, dass Gott GNADE ist ...

 

In der Abendmahlsfrage hat sich der Lutherbund wiederum gesperrt; das scheint mir unerklärlich, weil das den Oekumene-Gedanken torpediert.

 


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