Weih(e)nacht

 Die Evolution von Weihnachten

Weihnachten ist ein Fest, mit dem die Ge­burt Jesu Christi verbindlich seit dem Jahre 381 gefeiert wird. Damals be­stimmte nach mehrfacher Terminverlegung das Konzil von Konstantino­pel den 25. Dezember (Mithras Geburtstag) als Termin des Weihnachtsfestes. Die Festlegung war auch Berechnung: Der 25. März gilt als erster Tag der Schöpfung und da­mit auch als Zeugungsdatum Jesu. Rechnet man von dort aus (philosophisch-glatte) neun Schwangerschafts-Monate weiter, so gelangt man zum 25. Dezember.

Der deutliche Wandel vom christlichen Fest zur stimmungsvollen Familienfeier ist aber nicht allein ein Phäno­men auf der Schwelle zum neuen Jahrtausend. Das Weihnachtsfest, wie es sich heute vielen Menschen dar­stellt (in Norddeutschland gibt es gar den Begriff ,,Vulbuks Abend“, Abend des vollen Bauches), ist das Ergebnis einer Entwicklung über längere Zeitepochen.

Besonders auffällig ist die Vermi­schung katholischer und evangeli­scher Bräuche. Die Protestanten steu­erten Christbaum, Adventskranz und die Bescherung (sie geht auf Martin Luther zurück) bei, die Katholiken die Weihnachtskrippe und die Sternsinger. Diese Überwindung von Kon­fessionsgrenzen kann zur ,,wihen naht“ — so ein bayrischer Spruchdich­ter um 1190— nur begrüßenswert sein.

Andere begriffliche Herleitungen hingegen sind bedenklich: So wurde der Christbaum erst im Nazi-Deutschland zum Weihnachtsbaum. Das war ein Versuch, seine christliche Spuren zu verwischen. Während dem ,,Schmuckbaum“ aus einstigen DDR-Zeiten sowieso keine Zukunft beschieden war, fand der Begriff „Weihnachtsbaum“ Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch.

Am Christbaum reiben sich die deutschen Geister der Historie. Dem geschmück­ten Nadelbaum gelang der Durch­bruch erst am Rande der Schlachtfel­der im deutsch-französischen Krieg 1870/71. In den Lazaretten und Quar­tieren kündeten die Kerzen am Baum nicht allein von der Sehnsucht nach Frieden, sondern auch vom machtvoll erwachten Nationalstolz. Tröstlich, daß der deutsche Brauch des Christbaums nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Weg auch ins be­nachbarte Ausland fand.

Was sich im Alltag heute noch vom traditionellen Weihnachtsfest wie­derfindet, sind unter anderem die Schulferien. Sie beschreiben in etwa den 12tägigen Weihnachtsfestkreis vom 25. Dezember bis zum 6. Januar - das Fest zur Erscheinung des Herrn (Epiphanie). Der Dreikönigstag ist mit dem Brauch der Sternsinger le­bendig geblieben — auch dies eine deutsche Besonderheit, die mögli­cherweise Folge eines mittelalterli­chen Raubzugs ist: Seit Erzbischof Rainald von Dassel (1159-1167) die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln überführte, besitzen die Magier aus dem Morgenland hierzu­lande so etwas wie die doppelte Staats­bürgerschaft.

Schlechter erging es den Heiligengedenktagen, die nur vereinzelt erin­nerlich geblieben sind. Stephanus (26. Dezember) war der erste Märtyrer der Christenheit, ein Diakon der Jerusa­lemer Gemeinde, der vom Hohen Rat zum Tod durch Steinigung verurteilt worden war. Das Fest des Apostel Jo­hannes - ihm vertraute der sterbende Jesu seine Mutter an -  wird am 27. Dezember gefeiert. Gedacht wird auch der ,,Unschuldigen Kinder“ (28. Dezember), die auf Befehl des Hero­des nach der Geburt des Messias in Bethlehem ermordet wurden.

Das Weihnachtsfest hat im Laufe der Jahrhunderte sein Gesicht verän­dert: katholische und evangelische Bräuche vermischten sich; nationale und kirchenfeindliche Kräfte wirkten hinein; und der Weihnachtsfestkreis blieb nur noch in Bruchstücken le­bendig. Ein Wandel zur Unkenntlich­keit? Die Heilige Schrift kann hier zur Rückversicherung werden, wenn in den Christmetten aus dem Lukas­evangelium gelesen wird: ,,Es begab sich aber in jenen Tagen ein Erlaß des Kaisers Augustus, daß alle Welt geschätzet würde ... “


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